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Fasenachtsverein Neuendorf 1977 e. V.

Gruppen

Maskengruppe Näudöffer Köalstiel

Gruppenfoto Maskengruppe 2016

Gruppenfoto Maskengruppe 2016

Entstehung

Die Idee einer „traditionellen“ Maskengruppe gab es schon länger.
Aus zeitlichen und organisatorischen Gründen ließ die Umsetzung allerdings auf sich warten. Nach einer kurzen Diskussion am Fasenachtssonntag 2009 stand der Entschluss aber dann endgültig fest: Das Projekt muss starten.
Teils aus dem Interesse, die Ortsgeschichte in den Fasching mit einzubringen, teils aber auch aus (nachvollziehbaren) praktischen Gründen („Dann brauch mer nit jedes Jahr e neues Kostüm“).
Nach zahlreichen Treffen und noch zahlreicheren unterschiedlichen Meinungen (dieser Sachverhalt zieht sich durch alle Besprechungen bis heute hin) fiel die Entscheidung: Es muss ein „Köalstiel“ sein. Eine Vorlage soll von Ralf Spiegel (im weiteren Text kurz „Ralli“ genannt) kommen – damit fahren wir in die Rhön und schauen mal, was das kostet.
Ralli brachte dann den Vorschlag, das ganze doch einfach selbst zu machen (Es folgte eine Diskussion…).
Bei einem Einkaufspreis von rund 400 Euro für eine gute Maske fiel der Entschluss zur Eigenfertigung dann aber doch nicht so schwer. Der Vorteil war zudem, dass jede Maske individuell gestaltet werden konnte.
Im ersten Schritt musste also erst einmal Holz beschafft werden. Über Stefan Günther, der zum damaligen Zeitpunkt in der Forstschule Lohr tätig war, konnte eine Linde ausfindig gemacht werden. Allerdings im Saarland… Gut, fahren wir hin und holen das ab (Diskussion….).
Mitte 2009 wurden dann 18 Holzklötze (rund 300 Kilo) von Bruchmühlbach (kurz vor Paris) nach Neuendorf transportiert. Von dort ging es weiter zum Trocknen ins Sägewerk Grötsch. Im August 2009 konnte dann mit den Holzarbeiten begonnen werden (Diskussionen….). Unter Anleitung von Ralli wurde – anfangs noch mit großer Euphorie – gehämmert und geschnitzt. Viele Samstage – mit nachlassender Euphorie – folgten.
Gleichzeitig wurde mit den Fleckenkostümen begonnen. Der Filz dazu wurde in Weyersfeld bei Herrn Weigand gekauft.
Mit Schablonen und Supersonderspezialscheren wurden die Flecken aufgemalt und ausgeschnitten. Die Hauptarbeit war allerdings dann das Aufnähen auf die Kostüme. Hier fluchte manche Näherin in sich hinein.

Die Kostümfarben (Hellblau / Gelb / Weiss / Rot / Schwarz) wurden in Anlehnung an Gemeindewappen / -fahne ausgewählt.
Die Schellen für das Kostüm wurden ebenfalls bei Herrn Weigand gekauft.

Alles in allem wurden von der Anschaffung der Lindenholzblöcke über Filzkäufe, Schneide- und Näharbeiten, den Holz- und Malerarbeiten an der Maske insgesamt rund 1200 Stunden geleistet.

Allgemeines

Wann zeigen sich die Masken?

"Maske" geht man nur an bestimmten Tagen in der Woche: am Sonntag, Montag, Dienstag und Donnerstag.

Wann ist das Maskengehen verboten?

Niemals würde eine echte Maske an einem der "halbheiligen" Tage Mittwoch, Freitag und Samstag sein Unwesen treiben. Daran halten sich alle Masken unter der Sohlhöhe.

Woher kommt das Maskengehen?

Der Ursprung dieser närrischen Ausgelassenheit liegt in einem alten heidnischen Brauch. Unsere Urahnen wollten mit Lärm und grotesken Masken den Winter und die bösen Geister aus ihren Orten treiben. Bei der Vielzahl der sicherlich damals vorhandenen Bräuche, haben sich einige bis ins 20. Jahrhundert erhalten.

Was ist das wesentliche beim Maskengehen?

Um nicht erkannt zu werden - das ist das wesentliche beim Maskengehen - tauschen die Besitzer oftmals ihre Masken untereinander aus. Alteingesessene Geschlechter haben bis zu 25 Stück sorgsam versteckt in einer verschlossenen Truhe verwahrt. Außerdem geht eine echte Maske meist im alten, wohl gepflegten "Trachten- oder Arbeitsgwand" der Vorfahren.
Nichts darf an seine gewöhnliche Gestalt erinnern. Jede Eigenart muß verändert werden, der Gang, das Benehmen, die Stimme. Auch die Hände, die den Beruf verraten könnte, werden unter Handschuhen verborgen. Beim Eintritt in die Wirtsstube wird in einem bestimmten Rhythmus wild gestampft und zwischendurch immer wieder gejuchzt. Am "Stampfen" und "Raunzen" erkennt man eine gute Maske. Deshalb ist es für einen Nichthiesigen kaum möglich, bei diesem Treiben mitzumachen. Ein echter Köalstiel spricht nicht, er "raunzt" eine Mischung aus Kehllauten und eigentümlicher Falsettstimme.

Was sind Köalstiel?

Jede Maske trägt einen holzgeschnitzten Köalstiel (Runkelrübe), die oft Jahrzehnte lang, ja Jahrhunderte lang im Familienbesitz ist. Von diesen Holzgesichtern, die mit ihren kräftigen Farben und den übergroßen Augen trotz aller Unbeweglichkeit oft so ausdrucksvoll und lebendig sind, geht ein eigentümlicher Zauber aus. Die meisten verraten eine geübte Hand und sind vollendete Kunstwerke.

Wie geht man mit einem Köalstiel um?

Der Köalstiel ist berechtigt, über andere Gericht zu halten. Wichtig war, daß man die Maske nicht nur trägt, sondern auch spielt. Man versetzt sich ganz in die Person hinein, die man darstellt und betreibt sozusagen "Ahnenkult". Daher begegnet man einem Köal immer in respektvoller Weise. Keiner sollte es wagen, ihm die Maske herunterzureißen sonst wird die "Justiz" von ihm auch so hart ausfallen. Der Köal hatt das Recht, in seiner Eigenschaft als Maskierter die Verfehlungen oder Dummheiten den Anwesenden freiweg ins Gesicht zu sagen.

Wann endet die Fasenacht?

Sie endet pünktlich um 24 Uhr am Faschingsdienstag. Zu diesem Zeitpunkt müssen alle Masken gefallen sein. Weigert sich einer diese abzunehmen, so wächst sie ihm, nach einer alten Sage, ans Gesicht, und er muß sein ganzes weiteres Leben mit dieser Maske herumlaufen. Ein richtiger Köalstiel wird es aber immer vorziehen, vor 24 Uhr zu verschwinden um unerkannt zubleiben.


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